Fairer Lohn in der Altenpflege statt Klatschen auf dem Balkon

Veröffentlicht am 6. März 2021

Der Bundesverband Graue Panther e.V. verurteilt aufs Schärfste, dass ausgerechnet die Wohlfahrtsverbände der Kirchen sich gegen einen einheitlichen Tarifvertrag  stellen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den Austausch über einen branchenweiten Tarifvertrag für die Altenpflege angeregt und voran gebracht. Bereits seit Jahren wurde über bessere Bezahlung, mehr Urlaub und Urlaubsgeld für die Pflegekräfte diskutiert. Auf bessere Löhne und Arbeitsbedingungen können die Pflegekräfte wie es aussieht jedoch erstmal nicht hoffen.

Der Pflegenotstand, der schon im Bundestagswahlkampf 2017 ein heißes Thema war, wurde in der Pandemie noch deutlicher. Fairer Lohn in der Altenpflege statt Klatschen auf dem Balkon: Das wünschen sich nicht nur Pflegekräfte selbst, sondern ein großer Teil der Gesellschaft (vor allem die Gepflegten selbst). Diskussionen um einen Tarifvertrag wurden besonders durch die Coronakrise angeregt.

Medienberichten zufolge sei der Vertrag mit diesen Bedingungen von der Gewerkschaft ver.di und der Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflege (BVAP) abgeschlossen worden.

„Rund 1,2 Millionen Beschäftigte in der Altenpflege sind betroffen. Bei einer Einigung hätten bundesweit gleiche Arbeitsbedingungen herrschen können. Der abgelehnte Vertrag sollte folgende Punkte umfassen:

  • 12,40 Euro pro Stunde für Pflegehilfskräfte
  • 16,10 Euro pro Stunde für Fachkräfte
  • Für alle Pflegekräfte deutliche Lohnsteigerungen bis 2023
  • Für alle Pflegekräfte 8 Tage mehr Urlaub (gesetzlich aktuell 20 Tage pro Jahr)

Für alle Pflegekräfte 500 Euro Urlaubsgeld“ (Verdi).

Auch ein höherer Personalschlüssel müsste dringend erstellt werden.

Der Bundesverband Graue Panther e.V. hält die Argumente z.B. der Caritas, dass es jetzt schon Einrichtungen der Caritas mit höheren Stundenlöhnen gäbe, für eine sehr billige Ausrede. Kein Tarifvertrag verbietet einem Arbeitgeber freiwillig mehr zu zahlen.

Die Verweigerungshaltung von Diakonie und Caritas steht in unseren Augen in einem unmöglichen Widersprich zu den Worten Caritas = handeln, Werterhaltung und Diakonie = dienen. Für uns versagen beide Wohlfahrtsverbände mit ihrer Verweigerungshaltung völlig in ihrem Auftrag für die Mitbürger*innen und die Menschlichkeit. Es ist unglaublich enttäuschend, dass gerade Verbände, die sich „Helfen“ auf Ihre Fahnen geschrieben haben, meinen, dass Sie dies auf dem Rücken der Pflegekräfte und damit auch der Gepflegten realisieren zu können.

Wo bleibt Einfühlungsverögen und Mitgefühl für die Menschen? Man könnte meinen, in diesen Verbänden herrsche der knallharte Geist der Ausbeutung.

 

Göttingen 06.03.2021

Erika Lohe-Saul

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