Gedanken zum internationalen Tag der Pflege am 12. Mai

Veröffentlicht am 11. Mai 2021

Der Wahnsinn des privatisierten Gesundheitssystems sollte spätestens jetzt nach einem Jahr Pandemie allen Mitbürger*innen klar geworden sein. Auch vorher fehlte es schon  überall an ausreichend Personal.  Private Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungsbetreiber machen Millionengewinne und wollen sogar mitten in der Pandemie Stellen abbauen. Jüngstes Beispiel ist die Sana Kliniken AG, die für Ihre Aktionäre 1000 Stellen in Brandenburg, Berlin, NRW, Bayern und Baden-Württemberg streichen will.

Zum Tag der Pflege 2020 wurde zum Klatschen für die Pflegenden aufgerufen, dann sollten sie im Herbst 2020 eine Prämie bekommen.  Anerkennung JA – aber Anerkennung die nur Augenwischerei ist und über die Medien zur Beruhigung der Bevölkerung groß aufgezogen wird — NEIN !

Wann kommt endlich ein verbindlicher Tariflohn für Pflegende, der ihre Arbeit wirklich entlohnt?

Auch das von Minister Heil ins Spiel gebrachte „Pflege-Tariftreue-Gesetz“ ist ein zweischneidiges Schwert. Der Bundesverband Graue Panther e.V. kann sich in diesem Falle nur den Aussagen von Ver.di anschließen, in denen die Gewerkschaft sagt:  „Dass Betreiber von Pflegeeinrichtungen nur dann Geld aus der Pflegeversicherung bekommen sollen, wenn sie ihren Beschäftigten Tariflöhne zahlen, ist grundsätzlich gut. Aber es gibt so viele schlechte Haustarifverträge, dass das für viele keine Verbesserung bedeuten würde. Besser wäre eine allgemeine Verbindlichkeitserklärung des Tarifvertrages mit ver.di.“

Es liegt uns fern, hier Werbung für eine Gewerkschaft zu machen, aber besser kann man es nicht fordern.

Es kann aber auch – nach Meinung des Bundesverbandes Graue Panther e.V. –  nicht so weitergehen, dass man ständig in den verschiedenen Nachrichtenquellen lesen kann: „Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen kehrten viele Pflegekräfte den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen den Rücken“. So wird der Pflegenotstand wachsen und leittragend sind die Menschen, die pflegende Hilfe benötigen – also jeder Mitbürger unter uns!!

Weiterhin verurteilt der Bundesverband Graue Panther e.V. die Haltung der Caritas, die für das Scheitern eines Tarifvertrages in der Altenpflege verantwortlich ist (siehe PM im Feb. dazu).

Der Bundesverband Graue Panther e.V. ruft den Regierenden in den Ministerien zu: „Handeln Sie jetzt noch vor der Sommerpause und verschanzen Sie sich nicht hinter Ihren Wahlprogrammen für den kommenden September“. Aber es geht nicht nur um angemessene Bezahlung. Vor allem muss der sogenannte Personalschlüssel dringend überarbeitet werden, hinter dem Pflegeeinrichtungen sich immer wieder verschanzen. Dieser Schlüssel führt dazu, dass viele Pflegekräfte nicht einmal ihre verdienten Pausen machen können, weil sonst die Pflegebedürftigen leiden müssten. Außerdem muss auch für persönliche Zuwendung (ein kleines Gespräch) Zeit einkalkuliert werden. Es geht nicht an, dass nur die rein pflegerischen Tätigkeiten berücksichtigt werden. Die Pflegekräfte dürfen nicht gezwungen werden, „im Schweinsgallopp“ durch die Zimmer zu brausen, weil für jede Tätigkeit nur eine bestimmte Anzahl von Minuten zur Verfügung steht. Darunter leiden nicht nur die zu Pflegenden, sondern ebenso die Pflegekräfte selbst. Auch das ist häufig ein Grund, warum (gerade engagierte) Pflegekräfte aus Frustration dem Beruf den Rücken kehren.

 

Göttingen, Berlin den 10. Mai 2021

 

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