Pflegekassen werden immer unmenschlicher

Veröffentlicht am 29. Juli 2024

„Mein Verhältnis zu Behörden war nicht immer ungetrübt“ sang Reinhard Mey bereits 1977 und nahm damit die ausufernde Bürokratie auf die Schippe. Nun ist eine Krankenkasse nicht im eigentlichen Sinn eine Behörde, aber merkwürdig Erlebnisse mit Bürokratie bietet sie von Fall zu Fall trotzdem.

Nachdem ich im vergangenen Dezember als Notfall ins Krankenhaus kam, wurde dort bei meiner Entlassung ein Antrag auf Pflege gestellt. Nach Aktenlage wurde mir vorläufig Pflegegrad 2 bewilligt. Eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst zur endgültigen Festlegung sollte im Februar erfolgen. Diesen Termin musste ich wegen eines weiteren Krankenhausaufenthaltes absagen.

Trotz sofortiger Meldung beim Medizinischen Dienst, dass ich wieder zuhause war, dauerte es bis Mai, bis ich einen neuen Termin erhielt. Dieser wurde dann vom Medizinischen Dienst abgesagt. Die Begutachtung fand dann im dritten Anlauf am 25.6. dieses Jahres statt.

Am 26.6. bekam ich das Gutachten, mit dem mir jeglicher Pflegegrad aberkannt wurde, zugeschickt. Im Begleitschreiben hieß es, dass der Bewilligungsbescheid für Pflegeleistungen zurückgenommen werde, da „die Voraussetzungen für einen Pflegegrad […] nicht vorlagen.“ Also informierte ich den Pflegedienst, dass ich nach Ende des Monats keine Leistungen mehr erhalten könne.

Am 27.7. erhielt ich dann ein weiteres Schreiben der Krankenkasse, in dem es u.a. heißt:

„[…] Mit unserem Schreiben vom 26.06.2024 haben wir Sie darüber informiert, dass wir beabsichtigen Ihre Pflegeleistungen einzustellen. […] Unsere Bewilligung vom 19.12.2023 nehmen wir daher zurück und stellen Ihre Pflegeleistungen zum 31.07.2024 ein. […]

Im ersten Schreiben stand kein Wort der Information darüber, wie ich zu handeln hätte. Es war nicht zu erkennen, dass ich noch weiterhin Pflegeleistungen erhalten würde. Ich bin gespannt, wie es jetzt mit den Geldern aussieht, aber das wird wohl eher das Problem des Pflegedienstes werden.

Bedauerlich ist allerdings, dass ich einen ganzen Monat an Pflegeleistungen verloren habe, die ich noch dringend gebraucht hätte, da das Gutachten – vorsichtig formuliert – das Wort „selbständig“ sehr großzügig interpretiert.

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