Bundesverband Graue Panther e.V.
fordert eine Rückvergütung für Heimbewohner wegen Corona bedingter Versorgungsmängel
Viele Pflegeheimbewohner*innen erhalten seit Beginn der Corona-Beschränkungen bundesweit nicht mehr die vollen Leistungen. „Versorgungs- und Pflegemängel häufen sich allseits und das liegt nicht am Pflegepersonal“, beton die Präsidentin des Bundesverbandes Erika Lohe-Saul. Der Bundesverband Graue Panther e.V. fordert deshalb jetzt eine einmalige Gutschrift von ungefähr einer monatlichen Zahlung des Eigenanteils. Dabei geht es nicht um die per Gesetz auferlegten Kontaktbeschränkungen, unter denen die Bewohner*innen ganz besonders gelitten haben. Sondern es geht um weitere Einbußen, die durch mangelhafte Versorgung im Betreuungs- und Pflegealltag in den Heimen entstanden sind. Verursacht sind diese vorwiegend durch Corona bedingten organisatorischen Mehraufwand und akute Krankheitsausfälle des Personals, die durch den bestehenden Personalmangel verstärkt werden.
Damit würde den Selbstzahlern eine Möglichkeit geschaffen, sich zusätzliche eigene Hilfen zu leisten oder die zahlenden Angehörigen entlastet.
Schon lange vor dem Beginn der Pandemie gab es gravierende Probleme in den Heimen in der Betreuung und Versorgung, aber keiner wollte es hören. „Ob das Anreichen von Getränken unterbleibt oder die Reinigung der Zimmer unregelmäßig erfolgt, ob die notwendige Mobilisierung von Menschen mit Bewegungseinschränkungen nicht stattfindet oder im schlimmsten Fall sogar die Grundpflege und Lagerung unzureichend mit gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen geschieht, es ist eine Tragödie“, so Ina-Maria Joost aus Göttingen. Frau Joost hat bis vor kurzem (vor der Pandemie), vielen Menschen mit sogenannten Zusatzhilfen beigestanden, die Lebensqualität zu bessern. „In vielen Einrichtungen leiden die Menschen unter spürbarer Vernachlässigung. Die Leistungen, für die sie laut Vertrag bezahlen, wurden nur in verminderter Form erfüllt“, ergänzt sie in einer Videokonferenz zum Thema Corona Alltag in der Pflege.
Über zweitausend Euro zahlen Pflegebedürftige durchschnittlich aus eigener Tasche für die Pflege in einer stationären Einrichtung. Dabei ist Vertragsgegenstand auch eine entsprechende Pflege- und Betreuungsleistung. Als Dachverband der Senioren Schutz Bund Graue Panther e.V. Vereine werden uns immer wieder grobe Mängel aus dem Bundesgebiet vorgetragen. „Gerade für viele ältere und/oder pflegebetroffene Menschen fehlt auch heute noch eine Stimme in der Gesellschaft“, ergänzt die Präsidentin des Bundesverbandes Graue Panther e.V. in der Konferenz.
Aber wie schon gesagt: Das ist kein Vorwurf an das Pflegepersonal, das sich gar nicht anders zu helfen weiss! Es liegt einfach an den unzähligen bürokratischen Bestimmungen, die so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass oft viel zu wenig persönliche Zuwendung möglich ist. Vor allem die dünne Personaldecke, die der spärlichen Bezahlung durch die öffentliche Hand geschuldet ist, müßte dringend (nicht nur in Coronazeiten) korrigiert werden. Es darf einfach nicht passieren, dass Pflegekräfte nicht einmal die Zeit für ihre verdienten Pausen aufbringen können, weil die Heimbewohner sonst noch mehr leiden müssten.
Auch die Privatisierung vieler Einrichtungen, die gewinnbringend arbeiten müssen, verschärft die Lage noch erheblich – obwohl auch in kirchlichen oder öffentlich finanzierten Heimen oft ähnlich schlechte Verhältnisse herrschen.
Hier muss dringend Abhilfe durch einen höheren Personalschlüssel (Apell an den Gestzgeber) geschaffen werden.
Zurück zu unserer ursprünglichen Forderung:
Der Bundesverband Graue Panther e.V. sieht vor allem die Pflegekassen in der Pflicht. Die Kassen sind gesetzlich verpflichtet, bei mangelhafter Pflegeleistung für die Bewohner*innen für Minderung der Zahlungen zu sorgen.
Göttingen 19.02.2021