Trude Unruh – eine kurze Biographie

Veröffentlicht am 28. Januar 2017
Kategorien: Digitalisierung

                                                               

Geboren am 7.3. 1925 in Essen, prägten verschiedene Wohnorte und Erlebnisse den späteren politischen Weg. Zuerst Markstädt (bei Breslau) als die Bomben des 2. Weltkrieges die Menschen, vor allem Frauen und Mütter, in den Jahren 1942/43 aus den Industriestädten des heutigen NRW vertrieben. Die vertriebenen Frauen wurden von den Menschen, ob im Raum Breslau oder im Thüringer Wald, als „ Bombenweiber“ beschimpft, die den einheimischen „die Kartoffel wegfressen“.

Als junges Mädchen hatte Trude Unruh in Essen bei der Firma Krupp gearbeitet und wie viele andere junge Menschen ihrer Generationen, Terror, Krieg, zerbombte Städte, Flucht und Tod hautnah erlebt. Noch im Kriegsjahr 1944 hatte sie ihren Mann Helmut geheiratet, 1956 kam in Northeim ihr erster Sohn Helmut zur Welt, 1960 der zweite Sohn Ingbert.

In den 50er Jahren, zurück mit der Vertreibungswelle über Northeim,  Nordstemmen, Garbsen, Werl, Kaarst, Kelkheim und Hamm kam sie nach Wuppertal. Dort lebt sie nun seit 1968.

Ab 1968 begannen Trude Unruhs politische Aktivitäten, zuerst geprägt vom Vorbild Gustav Heinemanns in NRW, trat sie in die SPD ein. Nicht nur durch die Schulzeit Ihrer eigenen Söhne engagierte sich Trude Unruh zuerst in der Frauen- und Schulpolitik von Wuppertal und NRW. Später war sie von den sozial-liberalen Thesen von Hermann Flachs (NRW) angetan. In diesen Kreisen lernte sie dann auch Dr. Gruhl („Ein Planet wird geplündert“) kennen und gründete mit ihm die „Grüne Aktion Zukunft“ ein Vorläufer der Initiative: „Umwelt- Steuer- und Familienpolitik“.

1973 eröffnet Trude Unruh in Wuppertal eine Akademie für Selbstverwaltung und Bildung in den Räumen des alten Viehhofs, einem alternativen Kulturzentrum. Viele Jahre später wurde daraus das „Generationen Bildungswerk Graue Panther e.V.“

1975 Gründung des Senioren Schutz Bund (SSB) Graue Panther e.V. in Wuppertal. Sie hatte in den Jahren davor unzählige Male erlebt, wie alte Menschen abgeschoben wurden, mehr verwaltet als versorgt wurden. Damals war es in manchen Altenheimen noch üblich, dass 10 Betten in einem Zimmer standen. Würde und Privatsphäre hatten diese Menschen nicht mehr. Und waren das nicht die gleichen Frauen, die 30 Jahre vorher Vertreibung erlitten hatten, Kinder zwischen Trümmern großgezogen und die Steine gekloppt hatten um die BRD aufzubauen? Unfassbare Missstände, sogar Fixierungen (auf gut deutsch: im Bett festgebundene Menschen) hatten Trude und ihre Weggefährtinnen erlebt. Viele Zivildienstler dieser Zeit erzählten, was sie da erlebten und auch für diese jungen Menschen erschienen derartige Zustände unerträglich.

Schnell wurde diese Initiative aus Wuppertal eine bundesweite Bewegung, die zuerst viel Beachtung fand und später schnell gefürchtet wurde. Hier wurden unverblümt Miststände beim Namen genannt. Aus allen Ecken der BRD erreichten Trude Unruh und ihre Freunde in Wuppertal katastrophale Berichte.

Daraus entstanden ihre Bücher:

1984 – „ Aufruf zur Rebellion“,

1987 – „Trümmerfrauen“,

1989 – „Tatort Pflege“,

1990 – „Grau kommt, das ist die Zukunft“, und

  „Schluss mit dem Terror gegen Alte“

Ihr parteipolitischer Weg hat Trude dann im Umfeld der Demonstrationen gegen Aufrüstung und Aufrüstungsbeschlüsse Mitte der 1980er Jahre zu den Grünen geführt. Als Spitzenkandidatin der Grünen in NRW zur Bundestagswahl 1987 erreichte Trude Unruh dann ein Bundestagsmandat und war von 1987 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages in Bonn.

Mit insgesamt 138 Reden im Deutschen Bundestag wird Trude Unruh zu DER populären Altenvertreterin und hat namhaft an den Änderungen im Betreuungsrecht mitgewirkt, die so „fürsorgliche“ Fixierung abgeschaffte und vieles mehr. Ohne die Beiträge von ihr hätten die etablierten Parteien nie etwas in der Gesundheits- und Rentenpolitik verändert. Ihre Arbeit im Umfeld der Alten veranlassten Trude Unruh und ihre Weggefährten im Senioren Schutz Bund Graue Panther dann auch eine eigene Partei zur Durchsetzung dieser Ziele zu gründen.

Am 12. Juli 1989 wurde in München die Partei „ DIE GRAUEN – Graue Panther“ gegründet. Diese Partei war von Trude als Teil der Graue – Panther- Bewegung zur Umsetzung der politischen Forderungen und Wahlprüfsteine gedacht. Aus den Mitgliederreihen vieler Graue-Panther-Vereine wurden Kreisverbände gegründet und sprangen wie Pilze aus dem Boden. Als Reaktion entstanden in den drei „Volksparteien“ politische Untergruppen der Senioren (Senioren Union oder SPD ü60), die Wohlfahrtsverbände der Kirchen änderten ihre „Heimpolitik“, die durchschnittliche Bettenzahl in den Zimmern der Altenheime wurde drastisch gesenkt.

1996 gründete Trude Unruh dann mit Professor Thieler die Trude Unruh Stiftung in München, die heute unter dem Namen Graue Panther Stiftung weiter aktiv ist.

Alle drei Stränge der Graue-Panther-Bewegung haben viele Anfeindungen, Stürme und inzwischen auch Generationenwechsel überstanden.

Der Senioren-Schutz-Bund Graue Panther hat heute die Form eines Bundesverbandes „Graue Panther e.V.“ mit Sitz in Berlin und ist der Dachverband der bundesweit selbständigen SSB Graue Panther Vereine.

Die  Trude Unruh Stiftung (früher Graue Panther Stiftung) unterstützt auch heute noch soziale Vereine und Netzwerke in deren Arbeit bei der Information und Aufklärung der Bundesbürgerinnen und Bürger.

E.L-S. März 2020

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