Kommentar zu: Vergesst uns Junge nicht.

Veröffentlicht am 7. April 2024

Sehr geehrte Frau Carlotta Richter, Politik-Korrespondentin der MoPo,

eigentlich wollte ich Ihnen schon längst auf Ihren Beitrag „Vergesst uns Junge nicht. Von vielen politischen Entscheidungen profitieren derzeit vor allem Ältere “ in der Morgenpost vom 21. März kritisch antworten.
Sie – mehr Generation Z als Millenial – schreiben (sorry, wenn ich das so deutlich sage) wie eine Jugend-Revoluzzerin. Oder eine Politikerin der Grünen Jugend oder der Jusos.
Und Sie blicken neidisch bis vorwurfsvoll auf die älteren Generationen, welche Ihnen und Ihrer Generation den heutigen, relativen, Wohlstand erwirtschaftet hat. (Und leider auch für das Anspruchsdenken der Generationen Z und Alpha mitverantwortlich ist.)
Auch wenn Sie mit Bezug auf Hubertus Heils Versprechen, dass das Rentenniveau von (nur!) 48 % bis 2039 garantiert wird zunächst fast gönnerhaft anmerken: „Gute Nachrichten für alle Rentnerinnen und Rentner. Es sei Ihnen gegönnt “
Anschließend zählen Sie berechtigterweise einige bekannte, zukünftige Rentenprobleme auf wie die sukzessive Erhöhung des Rentenalters und die bereits jetzt zu erwartende Erhöhung des Beitragsniveaus von derzeit 18,6% auf bald 22,3 %.
Aber damals verenden Sie sofort mit Neid auf und Vorwürfe an die jetzigen und baldigen Rentner. Völlig undifferenziert. (Fast so wie bei der vom Steuerzahler alimentierten Ricarda Lang, die die Durchschnittsrente bei 2.000 Euro wähnte. Statt der realen Durchschnittsrente von 1.550 Euro. Im Osten sind es weniger als 1.200 Euro. Durchschnittswerte! Maßgeblich für das Lebensniveau im Alter sind aber die Vermögen. Und die sind im Osten des Landes deutlich niedriger. Wie der Anteil von Haus- und Wohnungseigentümern.
Sie schreiben: „…an das Aufstiegsversprechen; das für die Generation unserer Eltern ((??)) galt, glauben viele von uns schon lange nicht mehr. Wohneigentum ist für die meisten ((??)) ein Traum aus der Vergangenheit. Eigentlich unerreichbar- es sei denn, man erbt. Dieses Glück haben allerdings nur wenige.“
Stimmt. Und was ist ihre (links-grüne) Forderung?: „Ein Grunderbe könnte hier entgegenwirken. Es würde die Chancengleichheit verbessern und jungen Menschen die Freiheit geben, ihre Zukunft selbst zum Besseren zu wandeln… “
Haben Sie, werte Frau Richter, schon mal darüber nachgedacht, dass ein solches links-utopistisches Grunderbe erarbeitet werden muss – so wie das Bürgergeld?
Klar, Geschenke nimmt jeder gern. Erarbeitetes achtet man aber mehr. Schon immer.
Außerdem: Die Kehrseite der Alterspyramide und des Fachkräftemangels ist, dass heute und noch mehr in der Zukunft gut ausgebildete junge Leute – nicht nur Akademiker, sondern vor allem Handwerker, Arbeiter mit Berufsabschluss , Alten-/ Krankenpfleger usw. – Löhne erzielen werden können, die vor 10 oder 20 Jahren noch unvorstellbar waren. Auch für Berufsanfänger!
Wieso stimmen Sie als vermutlich gut entlohnte MoPo-Korrespondentin in den Chor der – überspitzt – woken, dem Anspruchsdenken zugeneigten Work-Life-Balance-Anhänger bei?
„Generell blickt die junge Generation immer pessimistischer in die Zukunft. … Wenn wir uns also Fragen, warum junge Menschen nicht mehr so viel arbeiten wollen oder aber seltener Kinder bekommen, ist die Antwort auch: Weil sie mit immer weniger Zuversicht in die Zukunft blicken. Genau deswegen wäre es an der Zeit, etwas für junge Menschen zu tun. Ein allgemeines Grunderbe wäre eine Möglichkeit.“
Ich kann nicht beurteilen, wieviel Zustimmung Sie mit so viel Populismus einheimsen können.
Ich weiß aber aus meiner noch andauernden Berufstätigkeit, dass längst nicht alle jungen Leute ein solches Anspruchsdenken aufweisen. (Mein Chef ist in ihrem Alter, aber ein engagierter, fleißiger, kompetenter und kommunikativer Typ, der in der Wirtschaft etwas voranbringen will.)
Last but not least: Wenn es Ihnen tatsächlich um mehr Gerechtigkeit gehen sollte, schlage ich Ihnen vor, sich näher mit folgenden zwei Themenkreisen zu befassen:
Erstens mit dem – auch im internationalen Vergleich – nicht mehr zeitgemäßen, alimentierten BEAMTEN- und PENSIONÄRSSYSTEN;
Zweitens mit dem ausgeuferten und ebenfalls von den Steuerzahlern alimentierten „repräsentativen“ Abgeordnetensystem, insbesondere auf Bundesebene. (Da geht es nicht nur um 735 (!) MdBs, sondern auch um vermutlich noch drei- bis viermal so viele (alimentierte) Mitarbeiter.

Mit dennoch freundlichen Grüßen aus der historischen Mitte Berlins

Dr. Frank Latka, 75, Diplom-Volkswirt

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